Un plaidoyer pour la créativité dans la communication numérique
Du beschäftigst dich mit digitalen Inhalten? Online Kampagnen? Website Inhalten? SEO Texten? Texten für Google Ads, Social Ads, Landingpages oder für Newsletter? Und weißt, wie diese funktionieren? Hast es vielleicht sogar studiert? In jedem Fall aber reichlich Studien, Regeln, How-tos, Whitepaper, Konferenzunterlagen, Blogs und Podcasts zum Thema inhaliert? Dann ist ja alles gut. Oder?
Keineswegs.
Digitale Kommunikation aus Konsumentensicht und …
Aus Konsumentensicht sieht es doch so aus: Wir alle sind einem ständigen Information Overload ausgesetzt. Und die Kommunikations-Soße, die uns serviert wird, ist immer eintöniger. Wer hat denn schon noch wirklich Begeisterung dabei, die immer gleichen Instagram-Sunshine & Reichtum-Bildchen anzuschauen? Und erst recht die vollkommen abtörnenden Anzeigen von Coaches, die versprechen, in kürzester Zeit reich oder wenigstens berühmt zu werden? Wer war zuletzt von einem Google Ad-Text fasziniert? Damit sind schon mal die beiden größten Abnehmer für Werbegelder angesprochen. Lineares Fernsehen schaut gefühlt ja sowieso niemand mehr. Die Kinobesucherzahlen sind auch nicht berauschend. Und wann sieht man mal wirklich ein Plakat, von dem man dem Kollegen im Büro erzählt? Selbst Kooperationen mit Influencern und Prominenten sind in Zeiten von Kanye West und dem mit ihm verbundenen Adidas-Fiasko kein kommunikativer Selbstläufer. Kein Wunder. Kreativität? Fehlanzeige. Regeln brechen? Bloß nicht.
… aus der Perspektive der Ersteller von Onlinekampagnen etc.
Fragen müssen wir uns, wie eigentlich Kommunikation im Digitalen entsteht. Was tun all die Marketers, die für die Erstellung von Inhalten verantwortlich sind? Zuallererst sind sie heute an Zielerreichung interessiert. Daran ist ja nichts Verwerfliches. Die Messbarkeit von Werbung war schließlich eine der Errungenschaften der digitalen Werbung. Es ging schon mit den ersten Werbeformen im Internet los: Banner. Selbst diese sehr einfache und heute praktisch ausgestorbene Werbeform des einfachen Banners (wahlweise mit der ebenfalls ausgestorbenen Flash-Animation), der zur Website oder in den Onlineshop führt, hatte gegenüber herkömmlicher Werbung einen signifikanten Vorteil. Man konnte zählen, wie oft er tatsächlich angezeigt wurde und wie viele Menschen auf den Banner geklickt haben. Zahlen, die Plakate und Fernsehspots immer nur näherungsweise angeben konnten. Die konsequente und deshalb überragend erfolgreiche Werbeform ist die Google-Anzeige, die bekanntlich nur noch beim Klick Kosten erzeugt. Mit der weiteren Nachverfolgbarkeit in Google Analytics kann sich jeder Werbetreibende leicht anzeigen lassen, wie viel ihn ein Verkauf oder ein Lead kostet. Ist doch super. Nein. Denn: Google ist ein börsennotiertes und damit gewinnorientiertes Unternehmen. Zudem quasi Monopolist für Suchanzeigen. Die Klickpreise gehen daher seit Jahren stetig nach oben. Bei 5 Euro pro Klick hört aber für viele der Spaß auf. Daher sind wieder andere Werbeformen gefragt. Und andere Formen, um die Aufmerksamkeit der Zielgruppen zu erhalten. Zumal es Produkte gibt, nach denen kaum jemand in Google sucht. Und auch nicht in Social Media. Zum Beispiel viele Ernährungsprodukte.
Wie ticken Werbetreibende?
Ein zweiter Aspekt ist das Sicherheitsbedürfnis der Werbetreibenden. Klar, wir leben in unsicheren Zeiten. Da will ich doch wenigstens im Job kein Risiko eingehen. Unplanbares? Bitte nicht. Einen Shitstorm riskieren, weil die Wortwahl in der Anzeige nicht 100%-regelkonform ist? Und dann auch noch die anschließende Diskussion mit der Geschäftsleitung, warum sich von dem Joke jemand beleidigt fühlen könnte? Das lass ich doch lieber.
Wenn ich von Anbeginn meiner Berufslaufbahn auf die Messbarkeit der von mir betreuten Maßnahmen ausgerichtet werde, werde ich auf Sicherheit programmiert. Die Frage, die ich mir dann tagein, tagaus stelle, ist: Wo bekomme ich am sichersten für 100 Euro am meisten Leads? In der Vor-Digital-Welt war der Fokus für Werbetreibende auf Kreativität gelegt. Klar. In einer nicht-messbaren Welt, in der ich mein Produkt in einem sauteuren 30-Sekünder in der Werbepause der Vorabendserie promoten muss, muss sie ein hohes Maß an Aufmerksamkeit erreichen. Wer erinnert sich noch an die Cannes-Rolle mit den spektakulärsten und witzigsten Werbespots? Oder an die Diskussionen, welcher Spot in der Werbepause des Super Bowl am spektakulärsten war (völlig egal, wer dabei gewonnen hat)?
Warum sich Kreativität lohnt …
Kreativität in Onlinekampagnen lohnt sich, weil
- standardisierte Werbeformen an Aufmerksamkeit verlieren
- Google und Social Ads immer teurer werden
- Third-Party-Cookies ab 2024 abgeschafft werden
- sie Spaß macht
- und damit auch das beworbene Produkt emotional aufladen kann
- sie zum Weitererzählen einlädt
- kreative Kommunikation das Potenzial hat, überproportional erfolgreich zu sein
Ja, es stimmt. Mehr Chance heißt immer auch mehr Risiko. Kreative digitale Kommunikation, egal wo ausgespielt, kann viel erfolgreicher sein als standardisierte Anzeigen. Es kann aber auch in die Hose gehen. Floppen. Nicht ankommen. Niemand klickt. Und dann regen sich auch noch ein paar Menschen über die Wortwahl oder das Bildmotiv auf.
Trotzdem: Es kann auch genau anders herum sein. Millionen Menschen klicken. Der Spot geht viral. Wird geklickt und geteilt wie verrückt. Und alle reden darüber. Wie beim Edeka Weihnachtsclip 2015. Oder 2016 die Breaking2-Kampagne von Nike. Und immer wieder Hornbach – zuletzt 2022.
Außerdem: Sind wir nicht alle ins Marketing gegangen, weil wir Spannendes erleben und mitgestalten wollten? In einer Agentur viele Unternehmen vom Startup bis zum Konzern kennenlernen wollen? Oder im Unternehmen etwas Großes bewegen möchten? Eben. Für Ads-Controlling hätten wir auch gleich in der Buchhaltung anfangen können. Und das wollten wir ja nicht tun.
Deshalb: Mehr Mut. Regeln brechen. Originelle Ideen entwickeln.
… und zwar nicht nur in Online Kampagnen, sondern auch:
Und das gilt für alle Formen digitaler Kommunikation.
Denn nicht nur Onlinekampagnen werden immer standardisierter und langweiliger. Auch Websites. Und Social Posts. Und …
Jeder, der sich mit der Materie beschäftigt, kennt eine Vielzahl an Regeln. Ein paar Beispiele:
- In der Hauptnavigation von Websites dürfen nicht mehr als sieben Navigationspunkte sein
- Die Call to Action muss optisch auffallen und ein aktionsorientiertes Verb enthalen
- Suchwort muss in der Google Anzeige auftauchen
- usw. usw.
Dass es auch anders geht, habe ich beispielsweise durch eine Email heute früh erlebt. Die Website der Agentur Schmitts Katze ist mutig. Bunt. Anders. Und funktioniert. Ich bekomme jeden Tag x Emails, die alles Mögliche promoten. Manchmal schaue ich auf die Website. Fast immer gleich wieder weg. Die hier habe ich mir gemerkt.
Selbst bei den vermeintlich superlangweiligen Google Anzeigentexten besteht Potenzial für Kreativität. Wie wäre es zum Beispiel mal damit, nicht die gesamte verfügbare Länge auszunutzen (wie es fast alle tun), sondern extra kurze Anzeigen zu texten? Oder es mit einer Provokation zu versuchen? Oder die stärksten Emotionen ansprechen, wie Liebe, Hass, Ängste? In jedem Fall einen Versuch wert.
Dass die Inhalte auf der Website auch mal einen interessante textlichen Einstieg gut vertragen, sollte sich eigentlich von selbst verstehen. Natürlich userorientiert. Das muss aber nicht langweilig sein.
Fazit: Kreativität tut nicht nur gut. Sie ist nötig. Und lohnt sich im besten Fall. Und damit kannst du dann auch bei der Geschäftsleitung so richtig punkten. Na dann mal los!